Symptome einer Unternehmenskrise und geeignete Reaktionsmöglichkeiten

Rechnungswesen und Controlling haben Führungsinformationen zu liefern, mit denen Unternehmenskrisen vorausschauend erkannt werden können. Besonders krisenanfällig sind Unternehmen bei Marktveränderungen, starken Wachstumsphasen und Generationswechseln. Dabei sind fehlendes Eigenkapital, zunehmende Absatzprobleme und Managementfehler die konkreten Ursachen. Der Sanierungsbedarf wird zumeist sehr spät erkannt.

Oft entwickelt der Unternehmer erst ein Problembewusstsein, wenn sich ein Liquiditätsengpass zur Zahlungsunfähigkeit auswächst. Dann besteht nach der Insolvenzordnung Handlungsbedarf, da ohne schuldhaftes Zögern, spätestens aber binnen 60 Tagen, ein Insolvenzantrag zu stellen ist. In dieser Phase verbleiben zur Rettung oft nur mehr schmerzhafte Spätmaßnahmen wie der Verkauf von Beteiligungen und Sachanlagen oder Forderungsverzichte von Gesellschaftern oder Banken. Wenn diese Maßnahmen nicht sofort greifen, ist der Unternehmer auf die Sanierung mittels eines Sanierungsplanes im Rahmen eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens angewiesen. Er sollte also handeln, bevor sich eine dauerhafte Liquiditätskrise manifestiert.

Nur das frühzeitige Erkennen von Insolvenzsymptomen und die Kenntnis der wesentlichen Insolvenzursachen können betrieblichen Insolvenzen nachhaltig vorbeugen. Bei einem erfolgversprechenden Frühwarnsystem werden alle strategischen Faktoren ständig im Hinblick auf Abweichungen „gescannt“. Dies gilt insbesondere für weak-signals wie zB die steigende Zahl von Garantiefällen. Voraussetzung für ein wirksames Frühwarnsystem ist mithin eine regelmäßige und systematische Beobachtung der Marktposition, des Wettbewerbsverhaltens sowie der Kundenerwartungen. Die eindeutigsten Alarmzeichen kommen meist von den Kreditgebern, etwa wenn sie die Kreditlinien ändern wollen oder untereinander Kontakt aufnehmen. Solchem Misstrauen heißt es durch ständige Information vorzubeugen. Dabei sind nur realistische Planungsunterlagen zu verwenden, es muss mit Ist-Zahlen und Abweichungsszenarien, „worst-case “ und „best-case“, gearbeitet werden. Als Maßnahmen bieten sich oftmals Umschuldungsaktionen, die entweder auf Fristenkongruenz abstimmen oder kurz- und mittelfristige Kredite auf langfristige Ziele umstellen, gekoppelt mit Zinsensenkungen an. Eine ausführliche Behandlung dieses Themas erfolgt in einer der kommenden Verlagsbeilagen des Wirtschaftsblattes.

Mag. Michael Ludwig als auf Insolvenzrecht spezialisierter Rechtsanwalt sowie und häufig bestellter Insolvenzverwalter in Wien und Korneuburg und Mag. Ulrike Kellner als Betriebswirtin und Unternehmensberaterin unterstützen und beraten mittelständische Unternehmen bei Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen.

publiziert auf www.wirtschaftsanwaelte.at